Dresdner Romantikerweg  Auf den Spuren der Romantik
 

Ferdinand Hiller in Dresden

Der heute vergessene Dirigent und Komponist Ferdinand Hiller (1811–1885) lebte von 1844 bis 1847 in Dresden. Er versammelte wichtige Künstlerpersönlichkeiten der Stadt um sich. In seinem Haus auf der Marienstraße 16 verkehrten unter anderem der Bildhauer Ernst Rietschel (1804–1861), der Architekt Gottfried Semper (1803–1879), die Komponisten Richard Wagner (1813–1883) und Robert Schumann (1810–1856), der Schauspieler Eduard Devrient (1801–1877) und der Theaterintendant Wolf Adolf August von Lüttichau (1786–1863). Aus den gesellschaftlichen Treffen erwuchsen gemeinsame Projekte wie beispielsweise eine ABC-Fibel, die 1845 erschien. Hiller gab das Kinderbuch mit eigenen Liedkompositionen gemeinsam mit dem Dresdner Dichter und Maler Robert Reinick (1805–1852) heraus.
Hiller besuchte fast täglich das Theater und assistierte Richard Wagner im Oktober 1845 bei der Uraufführung seines „Tannhäuser“. Er übernahm zeitweise die Leitung der „Dresdner Liedertafel“, einem der bekanntesten Männerchöre der Stadt, und gründete 1847 zusammen mit Robert Schumann eine Abonnementskonzertreihe, die nach Hillers Weggang aus Dresden wieder eingestellt wurde.
Zwei seiner Opern erlebten in Dresden ihre Uraufführung: am 9. April 1845 „Der Traum der Christnacht“ und am 13. Oktober 1847 „Konradin“ erneut mit einem Text von Robert Reinick. Hiller war von der Premiere seiner Oper „Konradin“ begeistert; er schrieb an den Schriftsteller Berthold Auerbach (1812–1882): „Der Erfolg des ersten Abends war so glänzend wie möglich und die Frage ist jetzt nur noch, wie weit sich das Werk halten und verbreiten kann.“
Am 22. Februar 1847 spielte der Komponist sogar am Hof; er interpretierte eigene Kompositionen und improvisierte zu den von Eduard Devrient vorgetragenen Balladen.
Engen Kontakt pflegte er auch mit dem Arzt und Maler Carl Gustav Carus (1789–1869), in dessen Villa (Borngasse 8) man anlässlich seines Geburtstages am 3. April 1846 die Oper „Orpheus“ von Willibald Gluck (1714–1787)) aufführte; die Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient sang die Titelpartie. Auch mit Robert Schumann verbrachte er viel Zeit. Er schrieb schon 1844 an den dänischen Komponisten Niels Wilhelm Gade (1817–1890): „Schumann geht es weiter gut; wir haben vorgestern einen drei Stunden langen Spaziergang zusammen gemacht. Sie wissen, dass er sich, wenigstens für diesen Winter, hier häuslich niederläßt, was mir natürlich angenehm ist.“
1847 verließ Hiller Dresden und wandte sich nach Düsseldorf, wo er eine Konzertreihe leitete.

Quelle: Petrick, Romy: Das musikalische Dresden, Dresden 2012