Dresdner Romantikerweg  Auf den Spuren der Romantik
 

Louis Spohr in Dresden

Der in Braunschweig geborene Geiger und Komponist Louis Spohr (1784–1859) kam mehrmals nach Dresden und lebte sogar zeitweise dort. Er zählte neben Niccolò Paganini (1782–1840) zu den größten Geigern seiner Zeit. 1804 kam er mit der Sängerin Rosa Alberghi für einem gemeinsamen Auftritt nach Dresden und lernte so die Stadt an der Elbe kennen. 1807 und 1809 gab Spohr wieder Konzerte in Dresden, diesmal vermutlich sogar bei Hofe. 1813 erhielt er eine Stelle als Kapellmeister am Theater an der Wien und 1817 am Theater in Frankfurt am Main. Dort brachte er seine Oper »Faust« heraus, die ein ungeheurer Erfolg wurde. Um sich ganz dem Komponieren widmen zu können und die Gesangsausbildung seiner Töchter voranzubringen, beschloss Spohr, nach Dresden zu ziehen. Spohr mietete im Herbst 1821 eine Wohnung in ruhiger Gegend Am Seethor, und der damals bekannte Gesangslehrer Johann Aloys Miksch (1765–1845) übernahm die Ausbildung der Töchter. Spohr besuchte Carl Maria von Weber, der am 3. Dezember 1821 an Heinrich Lichtenstein schrieb: »Spohr lebt seit vier Wochen hier und will ein Jahr hier bleiben um seine Töchter im Gesang zu bilden.«

Der Komponist fand schnell Anschluss an private Musikzirkel und begann mit einem kleinen Quartett Konzerte in seiner Wohnung zu geben. Gänzlich unverhofft wendete sich jedoch das Schicksal für Spohr: Carl Maria von Weber bekam ein Angebot für die Hofkapellmeisterstelle aus Kassel, die er ablehnte und an Spohr weiterempfahl. Dieser trat die Stelle bereits unmittelbar darauf im Januar 1822 an und blieb bis zu seinem Lebensende in Kassel. Seine Begeisterung für Dresden, wo er nur wenige Monate gelebt hatte, ließ aber nicht nach. Enttäuscht von Florenz schrieb er später: »Man nennt Dresden das deutsche Florenz, ehrt es aber dadurch nicht sehr. Die Lage von Dresden sowohl, als die Stadt selbst, sind ungleich schöner. Der Arno ist ein schmutziger, unansehnlicher Fluss und kann sich mit der majestätischen Elbe gar nicht vergleichen. Die vier Brücken, die darüber führen und beide Teile der Stadt verbinden, sind zwar fest und gut, aber weder so lang, noch so elegant wie die Dresdener. Auch hat Florenz weder so schöne Gebäude, noch so schöne Plätze, wie Dresden und übertrifft dieses nur im Reichtum an allen Arten von Kunstwerken.«
Spohr zeigte sich auch beeindruckt von einem Ausflug in die Sächsische Schweiz, der ihn zu einem Duo für Klavier und Violine inspirierte: »Nachklänge einer Reise nach Dresden und in die sächsische Schweiz« – kurz: die »Reise-Sonate« (op. 96).

Er wohnte am Seethor Nr. 412 B. Das Seetor befand sich etwa am heutigen Dr. Külz-Ring am Eingang zur Prager Straße. Das Ortsbild von 1820 ist in seiner Struktur heute nicht mehr erkennbar.

Quelle: Petrick, Romy: Das musikalische Dresden, Dresden 2012